Hallo Welt,
das OSHchen hat zwischen Kind und Karriere noch eine Sammlung an Ehrenämtern.
Eines davon ist, dass ich seit März 2022 zwei ukrainische Frauen und ihre 3 Kinder begleite. Sie sind als Kriegsflüchtlinge zu uns ins Dorf gekommen und ab Ankunft des Busses bin ich ihre Vertrauensperson und begleite bei allen Lebenslagen.
Unbürokratische und einfache Flüchtlingsthemen sind das natürlich alles. Wie versprochen. Überall.
Einfach und unbürokratisch. Jawohl!
Ehrenamt ist aber ja sowieso nur Freizeitvertreib für unterbeschäftigte und gelangweilte Menschen und kostet dabei weder Zeit noch Nerven.
Eine (der vielen) kleine(n) Geschichte(n):
Die Frauen – nennen wir sie hier mal Olga und Magda – sind Schwestern und besuchen jetzt aktuell neu einen Integrationskurs.
Einen grundlegenden Sprachkurs haben sie bereits zwischen April und Oktober besucht, aber ein Integrationskurs ist natürlich nochmal ganz anders aufgebaut. Die Sprache wird unter anderem anhand von praxisbezogenen Lebensbeispielen erarbeitet. Da geht es dann nicht um fiktive Restaurantbesuche oder Urlaubs Smalltalk, sondern unter anderem darum, unsere demokratischen Strukturen kennen zu lernen, unser Land und seine Behörden kennen zu lernen, die Schulsysteme zu verstehen etc..
Integrationskurse sind wertvoll und wichtig und werden entsprechend vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge nicht nur finanziert, sondern auch die Rahmenlehrpläne und Lehrwerke werden dort festgelegt und Veranstalter müssen sich registrieren lassen.
1. Tag – 1. Akt
Olga leitet mir ein Bild von der Vorderseite eines Lehrbuches weiter. Dieses sollen wir bitte bestellen. Es wird zum lernen im I-Kurs benötigt. Dieses Bild hat die Lehrerin in die WhatsApp Gruppe geschickt.
Ich bitte Olga darum, die Lehrerin zu bitten, ein Bild von der Rückseite des Buches zu schicken, da es immer besser ist, über die ISBN Nummer zu bestellen.
Olga: „Ich verstehe nicht, was sollen wir noch fotografieren?“. [Mist… Satzstellung und/oder ISBN lässt den Google Translator wohl mal wieder Blödsinn schreiben.
OSHchen macht also ein Bild von der Rückseite eines Buches, markiert mit der Textmarkerfunktion des äPPfelchens die ISBN Nummer und sendet das ganze mit Erklärung in kurzen Sätzen zurück.
Olga: „Ich verstehe. Ich werde die Lehrerin bitten.“
Incoming Foto inkl. ISBN Nummer. Wunderlich … so eine Nummer habe ich als ISBN noch nie gesehen.
Bei Amazon, Thalia und Ebay diese Nummer gesucht.
Ergebnis: Alte Auflage, nicht mehr bestellbar. Maximal gebraucht zu bekommen, aber macht bei einem Buch mit Workbook Anteil ja nur mäßig Sinn.
Entsprechende Nachricht an Olga. inkl. der Info, dass ich die Neuauflage direkt bestellt habe. Von dieser Bilder inkl. ISBN Nummer für die Lehrerin gleich mitgeschickt.
Am anderen Ende der Leitung scheinbar eskalierende Lehrerin.
Sofort Storno auslösen. Auf keinen Fall diese Neuauflage kaufen. Es geht nur das von ihr geschickte Buch.
Ich wiederhole Mantraartig, dass es nicht mehr bestellbar sei. Das Mantra wird vom Echo im Nirvana des Raumes ohne Zuhörer einfach verdoppelt.
Liebe Welt,
Ich bin ein wirklich mutiges OSHchen, trau mich bei Google sogar auf die Seiten 4 und 5 … ja! Aber ich finde die geforderte Ausgabe nicht. Also bitte ich Olga darum, der Lehrerin auszurichten, wenn sie so sicher sei, dass es lediglich an meinen mangelnden Recherchefähigkeiten liege, sie uns doch einfach einen Link zukommen lassen soll. Diesen bekomme ich …
Von Amazon …
Ich screenshote das Ergebnis [Neu nicht lieferbar, Gebraucht 1] und bitte darum, einen anderen zu erhalten. So weit sei ich auch schon gekommen.
Olga und Magda werden nervös. Wollen nichts verkehrt machen, nur lernen.
Lehrerin sendet neuen Link von Booklooker. Tatsache 2 Bücher zu bestellen. Ich entschuldige mich und bestelle. Sage den Frauen noch, dass es nur per Vorkasse zu bestellen sei, sie mögen bitte morgen überweisen gehen [Screenshots zur Überweisung natürlich mitgeschickt, Verwendungszweck vorformuliert].
2. Tag – 2. Akt
Es beginnt ruhig … die halbseidene Beruhigung darüber , dass wir nun wenigstens die Bücher gebraucht bestellt haben. Olga und Magda beruhigen sich. Teilen mir mit, dass dann nun 3 Frauen Bücher haben (private Kontakte und Weitergabe) und mit ihnen dann 5 Frauen schon aufatmen können.
Überweisung klappt.
Bis 19:00 Uhr wähnen wir uns in dieser trügerischen Sicherheit.
Email von Booklooker im Posteingang.
„[•••] müssen wir Ihnen mitteilen, dass der Kauf vom Verkäufer storniert wurde. Dies kann unterschiedliche Gründe haben. Evtl. ist das gewünschte Exemplar nicht mehr lieferbar [•••]
OSHchen weiß nun wirklich nicht mehr, ob nun lachen oder heulen angesagt ist. Irgendwas hysterisches halt.
Olga und Magda informieren. Screenshots für die Lehrerin machen. Nachdenken, was nun noch zum Erfolg führen könnte.
3. Tag – 3. Akt oder auch „OSHchen bringt das Runde per Fallrückzieher in das Eckige„ 🙂
OSHchens erste Tat des Tages … Anruf beim Buchverlag, hinterlasse folgende Frage auf dem Anrufbeantworter:
„Sind die Differenzen zwischen Buch alt und Buch neu wirklich sooooo gravierend, dass wir uns nicht trauen können, ersatzweise Buch neu zu bestellen?“
OSHchens zweite Tat des Tages … Anruf beim Cheffe des Inklusionskurses und somit auch der Lehrerin. Erkläre die ganze Sache mit der Kaufproblematik. Erzähle, dass ich auf Rückruf vom Verlag warte.
Institut Chef telefoniert kurz mit Lehrerin. Ruft zurück.
Jaaaa, die Lehrerin habe nun auch gemerkt, dass es bereits ´ne neuere Auflage geben würde. Aber nun hätten ja schon fast alle die alten Bücher gekauft. Diesen Kurs müsse sie nochmal so machen. Wäre ja doof, wenn alle nun nochmal Geld ausgeben müssten.
Ich erzähle ihm von der Anzahl 3, die mir zugetragen worden sei. 3 von 20 sind für mich nun nicht „fast alle“. Da aber natürlich weder Chef noch OSHchen zum selbst zählen im Kurs waren, lassen wir das mal so stehen.
Er sucht mit mir auch noch ein wenig im Netz. Findet aber auch nur ein gebrauchtes Exemplar. Bzw. vermeintliche zwei Exemplare. Bei zwei verschiedenen Marktplätzen, allerdings bei beiden Angeboten über Medimops. OSHchen unkt – sei sicher nur ein Exemplar. Außerdem: bei dem einen Marktplatz sind nur Kreditkartenzahlungen akzeptiert. Ausgewählte Kreditkarten. Hab die Sammlung im Ziehharmonika Geldbeutel durchgesehen – hab nur drölfzehn andere 🙂
Verabschieden uns ohne Lösung, erwarte ja noch den Rückruf des Buchverlages.
Anruf Buchverlag.
OSHchen erzählt also das ganze Dilemma noch einmal. Wiederholt die Frage… also halb, denn mittendrin unterbricht mich die nette Dame des Verlags mit einem herzlichen „UM GOTTES WILLEN! Auf gar keinen Fall kaufen Sie dieses Buch. Neu gibt es das sowieso nicht mehr und gebraucht auch nicht kaufen. Nicht eins – nicht zwei.“
Und sie erzählt weiter, dass das so alt sei, dass da inhaltlich schon für heutige Zeit blöde Beispiele drin stehen (Technik hat sich in den letzten 16 Jahren deutlich weiterentwickelt, man mailt viel mehr und faxt viel weniger, Arbeitsamt heißt Agentur für Arbeit, u.v.m.). Außerdem sei das Buch im März 2022 – eben WEIL es so veraltet wäre – von der BAMF sowieso von der Liste der zugelassenen Lehrwerke für I-Kurse runtergenommen worden. Auch gäbe es nicht nur EINE Neuauflage… nein, man sei beim Verlag schon bei Auflage 3. Auch erklärte diese frisch gekürte Lieblingsfrau der Woche, dass es wahrscheinlich sei, dass der I-Kurs Veranstalter diesen am Ende nicht mit der BAMF abgerechnet bekäme, wenn er bei der Dokumentation zur Rechnungslegung dann „nicht zugelassenes Lehrwerk“ angebe.
Diese sei nun auch mit kostenfreier App Unterstützung etc.. Auch brauche die Lehrerin doch keine Sorge vor einer Investition haben, sie brauche nur beim Verlag anrufen und bekäme ein kostenloses Exemplar für Lehrende.
OSHchen bedankte sich artig für die tollen Auskünfte und verabschiedete sich mit mindestens 5 Knicksen.
Anruf: OSHchen beim I-Kurs Cheffe
OSHchen: „••• Platzhalter für ausführliche Wiedergabe aller Informationen des Verlages •••“
I-Kurs Cheffe: „Oh! Da muss ich mal nachschauen. [suchpause] Sie haben Recht. Da muss ich jetzt die Lehrerin dringend kontaktieren. Sie hören gleich wieder von mir.“
Und nun….
Lange Geschichte – kurzer Sinn:
OSHchen konnte noch am selben Tag die allerneueste Auflage – die mit App – bestellen.
Mitteilung an Olga und Magda inklusive Informations- und Telefonnummern Weitergabe vom Verlag an die Lehrerin (ihr wisst schon, wegen des kostenfreien Lehrerexemplars).
Dankesanruf vom I-Kurs Cheffe.
Und das OSHchen steht wieder vor der entscheidenden Frage: Lachen oder Heulen… halt irgendwas mit Hysterie …..
Hach jaaaaa….. Es war mir ein innerliches Blumenpflücken. Könnten wir uns demnächst einfach früher darauf einigen, dass ich Recht habe??? *kopfschüttel
Unbürokratische und deutlich vereinfachte Grüße,
Euer OSHchen
Epilog: An Tag 5 erreichen das OSHchen nicht nur die bestellten Bücher, sondern auch der Dank von 15 der Mitschülerinnen, die Olgas und Magdas Problem teilten 😉