Nach so vielen Jahren weiß ich natürlich nicht mehr alles haargenau, aber gewisse Dinge vergisst man eben nicht und die mag ich euch heute erzählen.
Allgemeine Praktikumsaufgaben habe ich ja schon im Krankenhauspraktikum üben können, so dass ich umgehend vertraut wurde mit folgenden hochwichtigen Dingen:
- Unauffällig hinterm Thresen stehen und beobachten
- Karteikarten aus den Schubladen suchen
- Arzthelferinnen und Doktor mit Kaffee versorgen
- Patienten aus dem Wartebereich in den Behandlungsraum begleiten
- passende Karteikarte auf dem Arzttisch platzieren
- Patienten mit dem Urinbecher zum WC bringen und die Durchreiche zeigen
- Tür aufhalten
- Frühstück kaufen gehen
- Unauffällig und ohne im Weg zu stehen im Labor zuschauen (echte Kunst auf geschätzter Raumgröße von 1,5 x 4m, inkl. im L-Stil eingebauten Arbeitsflächen)
- im Wartebereich die Spielzeugkiste gefühlte 50 mal am Tag wieder einräumen
- Zeitungen sortieren
Im Laufe der 2 Wochen bekam ich aber auch wirklich viel gezeigt und erklärt.
So habe ich dort zum Beispiel das Blutzucker messen gelernt. Man was hab ich in diesen Wochen gezittert, wenn ich mit der Lanzette (Stechhilfe und feine Nadel??? Was`n das?) in die Ohrläppchen stehen sollte.
Bei so einige alten Damen hatte ich aufgrund der labberigen, dünnen Ohrläppchen echte Sorge, ich würde durch das Läppchen durch direkt in meinen Finger stechen. Ist zum Glück nie passiert. Nicht zuletzt wohl auch durch meine Art, mir die dünnsten Ohrläppchen so origamitechnisch zurecht zu falten, dass ich immer genug Spielraum hatte.
Wenn ich heute darüber nachdenke, was es für ein Stress war Blutzucker zu messen, mit diesen scheißenempfindlichen Geräten von damals (ich nannte sie heimlich Vampir weil sie solche uuuuunmengen an Blut brauchten).
- Ohrläppchen desinfizieren
- Gerät einschalten
- Stäbchen einstecken
- dabei niemalsnienicht mit dem Finger an die Kontaktstelle kommen
- Lanzettenverpackung öffnen
- Tupfer abreissen
- Ohrläppchen falten und anstechen
- ersten Tropfen verwischen
- (scheiße…. Gerät ist aus …. hab zu lange gebraucht … immer diese Zitterei beim piecken)
- also Stäbchen wieder aus dem Gerät ziehen und neu einstecken – Finger weg von der Kontaktstelle!
- gucken ob noch Blut aus der Stichstelle kommt ohne dass man all zu viel drücken muss (böööööses Gewebswasser, böööööse)
- Glück gehabt: dann gehts weiter. Pech gehabt, gehe zurück zu Schritt 5, gehe nicht über los, ziehe keine 2000 Euro ein.
- Gerät an den Bluttropfen halten, saugen lassen
- Glück gehabt: Dann ab jetzt 30 sec warten, in der Zeit dieses Miniminiminipflästerchen aufs Ohrläppchen kleben – mit Handschuhen!
- Pech gehabt: Dann gehe zurück zu Schritt 1, gehe nicht über ….. ihr kennt das!
Das Blutzucker messen wurde zu einer meiner Hauptaufgaben, neben den oben genannten, in diesem Praktikum.
Aber ich durfte auch so tolle Dinge begleiten wie Reizstrom anlegen, EKG schreiben, habe Blutdruck und Puls messen gelernt (vom Doktor persönlich; Tschuldigung nochmal für den tauben Arm) und habe gestandene Kerle bei Magenspiegelungen heulen sehen.
Ich habe Urin gesticks und zentrifugiert. Senkungen aufbereitet und pünktlich, zum schrillen der Eieruhr, abgelesen.
Und bevor ich nun meinen Bericht zu diesem Praktikum beende:
Ich bin euch noch eine Auskunft schuldig.
Wo war denn der Pausenraum?
Unser Frühstücksbrot nahmen wir regelmäßig sitzend, nebeneinander ein.
Aber wo?
Ich glaube, bei mehr wie 10 Followern aktuell, kann ich mich wagen, daraus ein Ratespiel zu machen.
Wo also haben wir wohl unsere Pause verbracht?
Gute Nacht Welt!
Ich freue mich auf Eure Kommentare.